Der Beruf der Trockenbauerin ist sehr vielseitig. Ein Bereich ist aber deutlich anders und zeichnet sich durch mehr Komplexität aus: der Stuck. Wenn man es zum ersten Mal hört, kann man sich möglicherweise nicht sehr viel darunter vorstellen. Aber die meisten haben schon die Arbeit eines Stuckateurs bewundern können. Er schmückt beispielsweise Decken und Wände der Kirchen und Klöster.
Wir waren zu Besuch bei der Firma Pungitore und durften einen Einblick in die Arbeit einer Stuckateurin erhalten. Alle, die vom Fach sind, wissen: Dieser kleine Text wird nie erfassen, was der Berufszweig alles mit sich bringt. Und auch wir mussten feststellen: Eine Kirche oder ein Kloster zu restaurieren, bedeutet nicht einfach mit Spachtel nachmodellieren. Nicht ohne Grund dauert es zwischen einem und fünf Jahren, bis mit der Arbeit an einem Projekt tatsächlich begonnen werden kann. Die Vorarbeiten sind komplex. In aller Regel ist der Denkmalschutz involviert, die Gemeinden müssen das Budget freigeben und nicht zu vergessen, es müssen zahlreiche Proben genommen werden.
Proben? Ja, Proben. Denn mit unseren modernen chemischen Materialien darf in den alten Gebäuden nicht gearbeitet werden. Wenn also Teile nachmodelliert werden, muss der Stuckateur genau wissen, womit der ursprüngliche Künstler gearbeitet hat. Zu Bauzeiten der besuchten Kirche wurde einfach das Material verwendet, das in der Nähe war. Denn im Gegensatz zu heute war das Material der kostspieligste Teil einer solchen Arbeit. Die Künstler selber arbeiteten hingegen für einen Hungerlohn.
Dies setzt gewisse Grundlagen für die Arbeit von Pungitores Angestellten voraus. Es heisst nicht Gipssack auf, mit Wasser im Kessel anrühren und los. Nein, anhand der Proben wird eigenes Material angemischt. Hier konkret: Die Flächen wurden aus hydraulischem Kalkmörtel hergestellt, das wird dann auch für die Restauration extra (selber) hergestellt. Dafür werden Sand, Sumpfkalk, hydraulischer Kalk und Zuschlagsstoffe wie Grubensand verwendet. Um aber ganz sicher zu sein, dass Härte, Farbe und Struktur am Ende genau wie das Original aussehen, wird immer zuerst eine Probe gemacht. Erst wenn die ausgehärtete Probe genau so aussieht wie das Original, kann mit der Restaurationsarbeit begonnen werden. Bei spezielleren Arbeiten wie Gipsmarmorierungen (hier wird dem Gips Farbe beigemischt und ein Marmorimitat erstellt) kann alleine die Luftfeuchtigkeit entscheiden, ob die Farbe mit dem Original übereinstimmt.
Die Stuckateurin muss ihr Handwerk wirklich verstehen. Es ist viel Erfahrung, Geduld und Genauigkeit gefordert. Der Arbeitsbereich ist einzigartig und kann eigentlich kaum mit der übrigen Tätigkeit eines Trockenbauers verglichen werden.
Wie könnte man nun die Tätigkeit der Stuckateurin definieren? Hier ein Versuch: Ein Stuckateur arbeitet vereinfacht gesagt mit Stuck. Stuck ist die plastische Ausformung von Mörtel oder Gips auf verputzten Flächen wie Wänden und Decken. Die Arbeiten umfassen Begutachtung, Beratung, Planung sowie die Herstellung, Instandhaltung, Restauration und Verarbeitung von Stuck.
In der Lehre als Gipser-Trockenbauer erlernt man auch das Stuckhandwerk, aber natürlich nur eine kleine Basis. Nach dem Lehrabschluss kann man sich weiterbilden bis hin zur eidg. dipl. Stuckateur-Meisterin.